Dormettingen , 15.10.2018
Inspirierender Vortrag, anregende Gespräche
Netzwerken, sich austauschen, Erfahrungen teilen und die Zukunft der regionalen Wirtschaft aktiv mitgestalten: Darum ging es in dieser Woche beim VR-Wirtschaftsdialog der Volksbank Albstadt in Dormettingen. Gastgeber für die exklusive Netzwerkveranstaltung war die Firma Weckenmann Anlagetechnik GmbH & Co. KG. Der Dormettinger Anbieter für Anlagen für die Herstellung von Betonfertigteilen bot den Geschäftsleuten zunächst einmal einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Produktion. In mehrere Gruppen eingeteilt erfuhren die Besucher von der Geschichte des 1930 als Handwerksbetrieb gegründeten Unternehmens, das sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vom Maschinenbau- und Anlagebauunternehmen zu einem Anbieter von komplett automatisierten Betriebssystemen entwickelt hat.
160 Mitarbeiter beschäftigt Weckenmann heute, 140 davon am Hauptstandort in Dormettingen. In 47 Ländern unterhält Weckenmann derzeit Handelsvertretungen, 90 Prozent der Erlöse werden im Export erzielt. Anschließend begrüßten die Geschäftsführer Wolfgang und Hermann Weckenmann ihre Gäste mit einer kurzen Rede. Wolfgang Weckenmann, seit Jahren als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Volksbank Albstadt tätig, erzählte von den sich immer wandelnden Veränderungen in der Wirtschaft, denen sich kein Unternehmen verschließen könne.
Eine Welt im Wandel
Eine passende Überleitung zu den Worten von Monika van Beek, Verbandsdirektorin und Mitglied des Vorstands im Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband. Sie eröffnete ihren Vortrag mit einem klassischen Zitat des Heraklit von Ephesos: Das einzig Beständige ist der Wandel.
„Das Zitat ist nicht neu, aber so was von aktuell“, fand van Beek. „Denn tatsächlich haben Geschwindigkeit und Intensität bei den Veränderungen unserer Rahmenbedingungen immer weiter zugenommen.“ Dies sei der Digitalisierung als Haupttreiber des Prozesses geschuldet. Jammern helfe jedoch nicht. „Dem können und wollen sich auch die starken Unternehmen in Baden-Württemberg und mit ihnen die Volks- und Raiffeisenbanken gar nicht entziehen“, sagte van Beek.
Globale Entwicklungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und neue Marktakteure fordern etablierte Strukturen heraus. „Letzteres ist keinesfalls etwas Negatives, es zeigt vielmehr, dass in den Märkten Potenzial ist.“ Der Schlüssel zum Erfolg sei die Fähigkeit, sich selbst zu verändern und Innovationen zu realisieren. Die genossenschaftliche Finanzgruppe stelle sich der Herausforderung aktiv. Das gelte auch im Jahr des 200. Geburtstags von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem Gründer der genossenschaftlichen Bewegung. Allein in Baden-Württemberg gebe es 800 eingetragene Genossenschaften in mehr als 50 verschiedenen Branchen. „Jeder Dritte Einwohner in Baden-Württemberg ist rein rechnerisch Mitglied einer Genossenschaft – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“
Kultureller Wandel
Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Volkswirt und Sportwissenschaftler Ralph Goldschmidt: Arbeit 4.0 – Kraftvoll durch die VUCA-Welt. Die kryptische Abkürzung steht für den Zustand der Weltwirtschaft. Entscheidungsträger müssen sich mit den Faktoren Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität auseinandersetzen. Die Wirtschaft sei ständig imWandel und deshalb sei es unwahrscheinlich schwer, Prognosen zu treffen. Die Welt sei komplex geworden und selbst wenn ein Unternehmer viele Fakten vor sich hat, ist es schwer, die Zusammenhänge zu erkennen. Keine guten Voraussetzungen für Entscheidungsträger in der Wirtschaft? Zumindest nicht, wenn sie sich dem Wandel verweigern. Unternehmer und Mitarbeiter in Firmen müssen dafür sorgen, dass es ihnen persönlich gut geht, betonte Goldschmidt: „Nur wenn es mir gut geht, kann ich der Welt mein Bestes geben.“ Um nicht in ein „Hamsterrad Arbeit“, das von innen wie eine Karriereleiter aussieht, zu geraten, sei das persönliche Wohlempfinden von zentraler Bedeutung. Unternehmen müssten dafür kulturelle und strukturelle Änderungen vornehmen. Goldschmidt sprach sich dafür aus, Linienhierarchien zu hinterfragen, nicht abzuschaffen.
„Die Hierarchie kommt mit der Komplexität des heutigen Wirtschaftssystems nicht zurecht“, so Goldschmidt. Unternehmer müssten Kompetenzen an ihre Mitarbeiter abgeben und ihnen Vertrauen schenken. „Die Aufgabe des Managers gleicht heute eher der eines Trainers, der Veränderungen antreibt“, so Goldschmidt.
Im Anschluss hatten die Besucher des VR-Dialogs die Chance, bei einem attraktiven Büffet und Livemusik anregende Gespräche zu führen und neue Kontakte zu knüpfen.